Wie Krankenhäuser optimal während der Pandemie unterstützt werden sollen, wird in der Gesundheitspolitik kontrovers diskutiert. Nachdem im August der Expertenbeirat des Bundesgesundheitsministeriums den Freihaltepauschalen des COVID-19-Krankenhausentlastungsgesetzes eine Überkompensation einiger Krankenhäuser und die Unterfinanzierung von Maximalversorgern und Universitätskliniken bescheinigt hat, forderten Marburger Bund und Intensivmedizinische Fachgesellschaften im November einen neuen politischen Schutzschirm. Da Budgetverantwortliche in den Kliniken nicht bereit seien, verschiebbare Eingriffe zurückzustellen, seien die Belastungsgrenzen für Personal und Kapazitäten bald erreicht. Daher solle die Politik „die Krankenhäuser in stark belasteten Regionen“ anweisen, „plan- und verschiebbare stationäre Eingriffe je nach Belastungssituation zu reduzieren bzw. einzustellen“ und Erlösausfälle gegenfinanzieren.
Reagiert hat die Politik kurze Zeit später im Rahmen des 3. Bevölkerungsschutzgesetzes – mit der erneuten Einführung der Freihaltepauschalen. Allerdings spannt sich der angepasste Rettungsschirm nur über bestimmte Häuser, die anhand der Notfallstufen, regionalen Tagesinzidenzen und Intensivkapazitäten definiert sind.
In dieser Situation stellt sich die Frage, ob man die Konflikte in Finanzierung und Personalplanung durch eine sorgfältige faktenbasierte Abwägung zwischen Kapazitäten für Elektiv-OPs und freizuhaltenden Intensivbetten entschärfen kann. COVID-19-Patienten kommen nicht überraschend ins Krankenhaus, sondern können in gewissen Grenzen aus dem dynamischen Infektionsgeschehen vorhergesehen werden. Eine zuverlässige Prognose zu erwartender COVID-19-Patienten kann helfen, Freihaltepauschalen zu sparen, mehr elektive Patienten zu behandeln und zudem das Vertrauen der Menschen in die stationäre Behandlung zu stärken. Die Sicherheit der Versorgung von COVID-19-Patienten kann verbessert und die Arbeitsbelastung des Klinikpersonals reduziert werden.
Die trinovis GmbH hat ein Verfahren entwickelt, das auf Basis einer zuverlässigen Datengrundlage und einem erprobten Simulationsmodell Krankenhausmanagern wie leitenden Ärzten eine vernünftige Planungsgrundlage und Kapazitätsplanung bietet, um für ein wählbares Zeitfenster zwischen Elektiv-OPs und erforderlichen Intensivkapazitäten abzuwägen. Ein Fahren auf Sicht in Zeiten der Pandemie wird damit möglich. Das Simulationsverfahren wird mit dem trinovis COVID-19-Report strukturiert auswertbar gemacht. Die Prognosen des Reports wurden mittlerweile erweitert und verfeinert, indem die aktuellen Kennzahlen des RKI-SARS-CoV2-Steckbriefs eingearbeitet und die Schätzung der Hospitalisierungen und Beatmungsfälle verbessert wurde. Um dies zu erreichen, wurde für zwei vergangene Zeiträume mit vorwiegend konstantem R im September und Oktober das Ergebnis des Simulationsmodells mit der tatsächlichen Entwicklung verglichen und das Verfahren angepasst, um die Abweichungen gering zu halten. So gelingt es, auch in einem größeren zeitlichen Horizont von bis zu 30 Tagen, die Entwicklung der Auslastung intensivmedizinischer Kapazitäten zuverlässiger zu prognostizieren. Die Auswertungen sind optisch so aufgearbeitet, dass die wichtigsten Informationen schnell erfasst werden können.