Die maschinelle Auswertung der Personalkennzahlen aus den Qualitätsberichten der Krankenhäuser ermöglicht es einerseits, grundlegende Informationen über die Personalausstattung der Krankenhäuser aus verschiedenen Perspektiven zu gewinnen. Diese können beispielsweise regional, leistungsspezifisch oder nach Trägerschaft und Versorgungsstufe eingeschränkt werden. Andererseits erhält ein einzelnes Krankenhaus die Möglichkeit, sich hinsichtlich der Personalkapazität und -struktur insgesamt oder in einzelnen Leistungsbereichen mit dem Bundesdurchschnitt, ausgewählten Häusern oder eigens zusammengestellten Clustern zu vergleichen. Der Personalbericht der trinovis bietet Informationen hinsichtlich:
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- Personalstärke der Fachabteilungen in Vollzeitäquivalenten
- Gliederung nach Dienstarten, Beschäftigungsverhältnis und Versorgungsform im Krankenhaus (stationär, ambulant)
- Untersuchung des Skillmix der Fachabteilungen hinsichtlich der Qualifikation der Fachkräfte
- Auswertung nach Beschäftigungsverhältnis der Mitarbeiter/innen
- Abschätzung von Produktivitätskennzahlen
- Kombinationsmöglichkeit der Personalkennzahlen mit DRG-Benchmarks
Die Personalkennzahlen in den gesetzlichen Qualitätsberichten der Krankenhäuser
Die Daten zur personellen Ausstattung der Krankenhäuser sind im Teil B der Qualitätsberichte enthalten, also im fachabteilungsbezogenen Kapitel im Unterabschnitt 10. Die Voll- und Teilzeitbeschäftigten werden als Vollzeitäquivalente (VZÄ) im Jahresdurchschnitt ausgewiesen, d. h. die Arbeitsstunden der Mitarbeiter/innen werden zusammengerechnet und durch die übliche Anzahl der Arbeitszeit eines Vollzeitbeschäftigten geteilt. Die Zusammenstellung der Daten ist auch bei potenter Softwareunterstützung für die Krankenhäuser nicht unproblematisch, da Teilzeitbeschäftigungsverhältnisse, Erziehungsurlaub, unterjährige Personalfluktuation und Vertragsänderungen, eine fachabteilungsübergreifende Tätigkeit von Mitarbeiter/innen und andere Faktoren berücksichtigt werden müssen. Neben den quantitativen Kenngrößen nach Dienstart, Versorgungsform und Beschäftigungsverhältnis sind auch Informationen zu den ärztlichen und pflegerischen Fachexpertisen (Facharzt und Zusatz-Weiterbildung, anerkannte pflegerische Weiterbildung) je Fachabteilung enthalten.
Die mit den Qualitätsberichten strukturiert bereitgestellten Personalkennzahlen sind jedoch sehr detailliert und umfassend, sodass sie ohne technische Hilfsmittel und Rechenmodelle nicht übergreifend auswertbar sind. trinovis hat diese Aufbereitung für Sie durchgeführt und stellt mit dem trinovis Personalbericht ein geeignetes Analysewerkzeug zur Verfügung.
Welche Erkenntnisse lassen sich gewinnen?
Mit einer direkten Auswertung der Daten kann zunächst die Personalstärke der Krankenhäuser und Fachabteilungen in Form von VZÄ bestimmt werden. Das Personal lässt sich untergliedern nach Dienstarten wie Gesundheits- und Krankenpflegekräften, Kinderkrankenpflegekräften, Krankenpflegehelfer/innen, Funktionspersonal etc. Außerdem ist es mit den zur Verfügung stehenden Daten möglich, die Vollzeitäquivalente den Versorgungsformen stationär und ambulant zuzuordnen, sodass insbesondere auch die Personalstrukturen im ambulanten Bereich untersucht werden können.
Des Weiteren sind in den Daten der Qualitätsberichte die VZÄ nach Beschäftigungsverhältnis ausgewiesen. So ist es möglich, die im Krankenhaus angestellten Personen von den Arbeitskräften ohne direktem Beschäftigungsverhältnis (Zeitarbeiter, eigene Personalgesellschaft etc.) zu trennen. Der Personalbenchmark der trinovis weist unter anderem die Beschäftigungsquote nach Dienstart aus, die den Anteil der direkt Beschäftigten an allen VZÄ darstellt.
Interessante Einblicke ergeben sich aus einer Betrachtung unter der Skillmix-Fragestellung. Um aus den Personalkennzahlen der Qualitätsberichte standardisierte und vergleichbare Kennzahlen für die Fragestellung zu gewinnen, unterteilen wir die Dienstarten grob hinsichtlich der Ausbildung der Mitarbeiter*innen. Die wesentlichen Kennzahlen sind in dem Zusammenhang die Facharztquote im ärztlichen und die Examiniertenquote im pflegerischen Bereich.
Eine Auswertung dieser Kennzahlen bundesweit ergibt beispielsweise, dass in privater Trägerschaft die Ausgliederung von Personal aus direkten Beschäftigungsverhältnissen im Gegensatz zu den anderen Trägerformen ausgeprägter ist:
Benchmarking
In Kombination mit weiteren Kennzahlen ist es möglich, unter Beachtung methodischer Grenzen Rückschlüsse auf die Leistungsfähigkeit einzelner Fachabteilungen zu ziehen. Setzt man beispielsweise die Fallzahl zu verschiedenen Personalkennzahlen in Beziehung, können tendenzielle Aussagen getroffen werden, welche Personalstärke zur Behandlung des Fallspektrums im Schnitt erforderlich ist. Die Voraussetzung für ein aussagekräftiges Ergebnis ist, dass Fokus- und Vergleichsgruppe passend gewählt werden. Die Leistungskennzahlen eines Stadtkrankenhauses sollten nicht mit den schweren und aufwändigeren Fällen einer Universitätsmedizin verglichen werden.
Im folgenden Beispiel wurden die Fachabteilung Urologie aller Einrichtungen bundesweit und als Fokusgruppe universitäre Einrichtungen ausgewählt. Im Ergebnis wird der Median (x̃) aus dem Quotienten von Fallzahl und VZÄ je Dienstart über alle Fachabteilungen gebildet:
Es wird sichtbar, dass aufgrund des höheren Schweregrads in Universitätskliniken weniger Fälle je Fachkraft versorgt werden können. Außerdem zeigt sich, dass offenbar aufgrund der Ausbildungsfunktion der Universitätskliniken der Anteil an Fachärztinnen und Fachärzten geringer ausfällt, während im Schnitt etwas mehr examinierte Pflegekräfte beschäftigt werden. Vor diesem Hintergrund ermöglicht es der Personalbericht der trinovis, die Vergleichsgruppe hinsichtlich Bettenklasse, Versorgungsstufe, Trägerschaft, Fachabteilung, Leistungsportfolio und Region zu selektieren, sodass ein relativ homogenes Benchmarking zwischen Fokus- und Vergleichsgruppe möglich wird.
Eine weitere Auswertungsstufe ergibt sich aus der Kombination der Personalkennzahlen der Qualitätsberichte mit DRG-Benchmarks.
Fazit
Die Auswertung der Personalkennzahlen zeigt strukturelle Tendenzen oder Auffälligkeiten auf und ist ein wertvolles Informationsangebot zur Beurteilung der Personalausstattung von Krankenhäusern. Die Ergebnisse sind teilweise allerdings auch mit Vorsicht zu interpretieren, da unterschiedliche Leistungsangebote nur bedingt aus den Qualitätsberichten hervorgehen, aber einen deutlichen Einfluss auf die erforderliche Personalstruktur haben. Eine hochspezialisierte Abteilung benötigt spezialisierte Fachkräfte und muss in der Regel mehr Zeit am Patienten aufwenden, während in der Grundversorgung oftmals geringere Anforderungen hinsichtlich der Weiterqualifikation oder Spezialisierung des Personals bestehen. Somit erfolgt die Analyse der Personalkapazitäten und Skills auf Fachabteilungsebene. Aber auch innerhalb eines Faches hängen die Anforderungen an das Personal mit dem angebotenen Leistungsspektrum zusammen. Dies ist bei der Konfiguration der Auswertungen zu berücksichtigen, der trinovis Personalbericht ist darauf vorbereitet.
Da die Zusammenstellung der Personaldaten eine komplexe Aufgabe darstellt, liegt auch in der Datengrundlage eine gewisse Unschärfe. Dennoch bietet der mittlerweile umfassende Datenschatz der Qualitätsberichte den Versorgungsforschern und Krankenhäusern gute Ansätze, um die personelle Aufstellung zu überprüfen.
Zuletzt sei bemerkt, dass die Patientinnen und Patienten vermutlich den größten Vorteil aus dem Personalkapitel der Qualitätsberichte ziehen: Sie können sich bei ihrer Krankenhauswahl über die fachliche und strukturelle Qualifikation der in Frage kommenden Fachabteilungen detailliert informieren.
Der trinovis Personalbericht ist ein Power BI Bericht und Bestandteil der Software-Lösung trinovis VISION. Bei Fragen oder für weitere Informationen wenden Sie sich gerne an Herrn Dr. Joachim Bergmann, Tel. +49 511 61071-133.